Veröffentlicht am Mai 10, 2024

Die wahre kulturelle Essenz Costa Ricas erschließt sich nicht durch das Abarbeiten von Museumslisten, sondern durch einen kuratierten, thematischen Pfad, der die Narrative des Landes sichtbar macht.

  • Ein chronologischer Rundgang durch fünf Schlüsselmuseen schafft ein kohärentes Geschichtsverständnis.
  • Die Konzentration auf wenige Meisterwerke pro Museum (das 80/20-Prinzip) ist effektiver als das oberflächliche Betrachten aller Exponate.
  • Die Verbindung von Museumswissen mit gezielten Stadtspaziergängen verankert die kulturellen Eindrücke nachhaltig.

Empfehlung: Planen Sie Ihren Museumsbesuch als eine narrative Reise, nicht als eine Reihe von Einzelstopps. So verwandeln Sie begrenzte Zeit in maximale kulturelle Tiefe.

Für viele kulturaffine Reisende stellt Costa Rica ein Dilemma dar: Wie lässt sich neben der überwältigenden Natur und den Abenteuern im Regenwald auch die reiche Kultur des Landes erfahren, wenn die Zeit knapp ist? Die übliche Antwort führt zu einer hastigen Tour durch die drei großen Museen in San José – das Gold-, Jade- und Nationalmuseum. Man hakt die Sehenswürdigkeiten ab, doch das Gefühl, die Seele des Landes wirklich berührt zu haben, bleibt oft aus. Man sieht Exponate, aber man versteht nicht die Geschichten, die sie verbinden.

Die gängigen Ratschläge konzentrieren sich auf Öffnungszeiten und Eintrittspreise, übersehen aber das Wesentliche: die Strategie. Doch was, wenn der Schlüssel zu einem tiefen Kulturverständnis nicht darin liegt, *was* Sie sehen, sondern *wie* Sie es sehen? Wenn es nicht darum geht, möglichst viele Räume zu durchqueren, sondern darum, die richtigen Verbindungen zu ziehen? Dieser Leitfaden bricht mit dem konventionellen Museumsbesuch. Er bietet Ihnen den kuratorischen Blick einer Kunsthistorikerin, um aus einem einfachen Besuch eine erkenntnisreiche kulturelle Expedition zu machen. Wir werden nicht nur Museen auflisten, sondern einen narrativen Pfad aufzeigen, der die präkolumbische Kunst mit dem Glanz der Kaffeebarone und der lebendigen Kunstszene der Gegenwart verknüpft.

Dieser Artikel ist Ihr strategischer Kompass. Er führt Sie durch eine optimierte Reihenfolge, zeigt Ihnen, wie Sie sich auf die wesentlichen Meisterwerke konzentrieren und wie Sie das im Museum gewonnene Wissen anschließend in den Straßen von San José an den Originalschauplätzen zum Leben erwecken. Entdecken Sie, wie Sie Costa Ricas kulturelles Mosaik effizient und tiefgründig entschlüsseln.

Goldmuseum oder Jademuseum: Welches vermittelt tiefere Einblicke in präkolumbische Kulturen?

Die Frage, welches der beiden Juwelen – das Goldmuseum (Museo del Oro Precolombino) oder das Jademuseum (Museo del Jade) – priorisiert werden sollte, ist für den kulturinteressierten Reisenden mit begrenzter Zeit von zentraler Bedeutung. Doch die Frage ist falsch gestellt. Es ist kein „Entweder-oder“, sondern eine Frage der thematischen Ergänzung. Das Goldmuseum zeigt mit seinen über 1.600 Artefakten die kosmologische Bedeutung, den sozialen Status und die Macht, die mit Gold verbunden waren. Hier verstehen Sie die Symbolik von Tieren wie dem Jaguar oder dem Adler in der spirituellen Welt.

Das Jademuseum hingegen erzählt eine andere, ebenso faszinierende Geschichte. Mit der weltweit größten Sammlung amerikanischer Jadekunst dokumentiert es die weitreichenden Handelsbeziehungen und die technologische Meisterschaft der präkolumbischen Völker. Jade, härter als Stahl, erforderte immense Handwerkskunst. Es war ein Symbol für Leben, Fruchtbarkeit und Ewigkeit – oft wertvoller als Gold.

Die kuratorische Empfehlung lautet daher klar: Besuchen Sie beide. Die wahre Tiefe erschließt sich erst im Zusammenspiel. Glücklicherweise ist dies strategisch einfach umsetzbar. San José bietet mit dem „Paseo de los Museos“ eine intelligente Lösung für effiziente Kulturliebhaber. Mit diesem Pass können die drei zentralen Häuser – Gold-, Jade- und Nationalmuseum – zu einem reduzierten Preis besucht werden. Die Ersparnis von 4 USD ist ein angenehmer Nebeneffekt, doch der eigentliche Gewinn liegt in der Erkenntnis, dass diese Institutionen als ein zusammenhängendes kulturelles Zentrum konzipiert sind, dessen Teile sich gegenseitig beleuchten. Der gesamte Spaziergang zwischen den Museen beträgt dabei weniger als einen Kilometer.

Welche 5 Museen in welcher Reihenfolge für ein chronologisches Kulturverständnis Costa Ricas?

Um die narrative Entwicklung Costa Ricas zu begreifen, ist eine zufällige Reihenfolge der Museumsbesuche kontraproduktiv. Ein kuratierter Pfad, der die Geschichte chronologisch entfaltet, verwandelt einzelne Eindrücke in ein kohärentes kulturelles Mosaik. Die folgende Fünf-Stationen-Route ist für einen einzigen, intensiven Kulturtag in San José konzipiert und maximiert das Verständnis bei minimalem logistischem Aufwand, da alle Orte fußläufig erreichbar sind.

Vogelperspektive auf die Museumsmeile San Josés mit sichtbaren Verbindungswegen

Diese Route führt Sie von den Anfängen der Besiedlung über die Blütezeit der präkolumbischen Kulturen und den Reichtum der Kolonialzeit bis hin zur modernen Identität des Landes. Jeder Stopp baut auf dem vorherigen auf und schafft ein tiefes, vernetztes Verständnis.

Ihr kuratierter Pfad: Ein Tag für die Kultur Costa Ricas

  1. Station 1: Nationalmuseum (Beginn 8:30 Uhr): Starten Sie in der ehemaligen Militärkaserne Bellavista. Dieser Ort ist symbolträchtig für die Abschaffung der Armee. Hier erhalten Sie den großen historischen Bogen von den ersten Siedlungsspuren bis zur Gründung der Republik. Es ist die perfekte Grundlage.
  2. Station 2: Jademuseum (ca. 10:30 Uhr): Nur fünf Minuten zu Fuß entfernt, tauchen Sie nun tief in die präkolumbische Blütezeit ein. Nach dem groben Überblick im Nationalmuseum können Sie hier die filigrane Handwerkskunst und die spirituelle Welt im Detail würdigen.
  3. Station 3: Goldmuseum (ca. 13:00 Uhr): Nach einer Mittagspause nahe der Plaza de la Cultura, unter der sich das Museum befindet, widmen Sie sich dem Gold. Sie verstehen nun den Kontext und können den Glanz der Artefakte als Ausdruck von Macht und Ritualen deuten.
  4. Station 4: Nationaltheater (ca. 15:00 Uhr): Direkt über dem Goldmuseum gelegen, katapultiert Sie dieses Prachtgebäude in die Epoche der Kaffeebarone des 19. Jahrhunderts. Der opulente Bau, finanziert durch eine Kaffeesteuer, symbolisiert den europäischen Einfluss und den neuen Reichtum des Landes.
  5. Station 5: MADC – Museum für zeitgenössische Kunst und Design (ca. 16:30 Uhr): Zum Abschluss blicken Sie in die Gegenwart und Zukunft. Das MADC zeigt, wie costa-ricanische Künstler heute ihre Identität verhandeln – eine perfekte Synthese der historischen Einflüsse, die Sie über den Tag gesammelt haben.

Wie Sie in 90 Minuten Museumsbesuch das Maximum an kulturellem Wissen mitnehmen?

Die Empfehlungen für einen Museumsbesuch in Costa Rica deuten auf eine Verweildauer von 1,5 bis 3 Stunden hin. Doch für den Reisenden mit begrenzter Zeit ist die reine Dauer irrelevant. Entscheidend ist die Effizienz des Blicks. Die Vorstellung, in 90 Minuten alles sehen zu wollen, führt unweigerlich zu oberflächlichem Scannen und schneller Ermüdung. Die Lösung liegt im Pareto-Prinzip, auch bekannt als die 80/20-Regel: Konzentrieren Sie sich auf die 20 % der Exponate, die 80 % der zentralen Botschaft des Museums vermitteln.

Dieser kuratorische Ansatz erfordert eine kleine Vorbereitung, aber der Erkenntnisgewinn ist immens. Anstatt ziellos von Vitrine zu Vitrine zu wandern, identifizieren Sie vorab die Schlüsselobjekte oder eine bestimmte Themengalerie. Wie der Reiseexperte Marc Tschallener hervorhebt, funktioniert dieser gezielte Fokus hervorragend:

Die ’80/20-Regel‘ funktioniert auch im Museum: Im Goldmuseum sollten Sie sich auf die ‚El Guerrero‘ Figur und die Schamanen-Sammlung konzentrieren.

– Marc Tschallener, Tropenwanderer Reiseblog

Diese Strategie verwandelt einen passiven Besuch in eine aktive Spurensuche. Sie betrachten weniger, aber sehen mehr. Anstatt sich von der Fülle der Objekte erschlagen zu lassen, nehmen Sie sich Zeit für die Meisterwerke, studieren deren Details, lesen die dazugehörigen Tafeln aufmerksam und lassen die Geschichte des Objekts auf sich wirken. So bleibt am Ende nicht die vage Erinnerung an „viel Gold“, sondern das konkrete Bild des Kriegers von „El Guerrero“ und das Verständnis seiner Bedeutung.

Ihr Plan für den 90-Minuten-Besuch: Checkliste zur Maximierung des Wissens

  1. Vorbereitung (15 Min): Identifizieren Sie auf der Museumswebsite 2-3 Schlüsselwerke oder eine zentrale Galerie, die Sie unbedingt sehen wollen. Ignorieren Sie den Rest vorerst.
  2. Direkter Weg (5 Min): Nehmen Sie sich am Eingang einen Lageplan und markieren Sie den direktesten Weg zu Ihren ausgewählten Zielen. Widerstehen Sie der Versuchung, abzubiegen.
  3. Fokussierte Betrachtung (45 Min): Verbringen Sie Ihre Hauptzeit (ca. 15 Min pro Ziel) ausschließlich bei diesen Exponaten. Lesen Sie alle Informationen, betrachten Sie die Objekte aus verschiedenen Winkeln, machen Sie eine Skizze oder Notizen.
  4. Kontext-Rundgang (20 Min): Nutzen Sie die verbleibende Zeit für einen schnellen Rundgang durch die umliegenden Räume. Sie werden die anderen Objekte nun mit einem geschärften Blick und im Kontext Ihrer „Anker-Exponate“ sehen.
  5. Reflexion im Museumscafé (5 Min): Fassen Sie Ihre Eindrücke in drei Sätzen schriftlich zusammen. Was war die wichtigste Erkenntnis? Dies festigt das Gelernte.

Warum chronologisches Abarbeiten aller Räume Sie 70% der Museumsbotschaft verpassen lässt?

Selbst innerhalb einer chronologisch geplanten Museumsroute lauert eine Falle, der die meisten Besucher zum Opfer fallen: das methodische Abarbeiten der Räume in der vorgegebenen Reihenfolge. Diese lineare Herangehensweise erscheint logisch, doch sie ignoriert die moderne kuratorische Praxis, die gezielt mit Brüchen und thematischen Inseln arbeitet, um tiefere Zusammenhänge aufzuzeigen. Wer stur dem ausgeschilderten Pfad folgt, riskiert, die subtilen, aber kraftvollen narrativen Verbindungen zu verpassen, die oft abseits der Hauptachse liegen.

Moderne Museen sind keine passiven Archive mehr, sondern aktive Erzähler. Sie nutzen multimediale Installationen, interaktive Displays und überraschende Gegenüberstellungen, um den Besucher intellektuell und emotional zu involvieren. Ein perfektes Beispiel hierfür findet sich im Untergeschoss des Goldmuseums. Während man oben dem chronologischen Pfad der Goldverarbeitung folgt, findet man unten eine hochmoderne Installation. Die interaktive 360-Grad-Videodarstellung der kulturellen Hierarchie des indigenen Bribrí-Volkes ist, wie einige Kenner anmerken, allein schon den Eintrittspreis wert. Sie zeigt, wie moderne Präsentationsformen traditionelle Exponate mit Leben füllen und einen viel eindringlicheren Einblick gewähren als eine reine Vitrinenschau.

Makroaufnahme eines präkolumbischen Goldartefakts mit filigranen Details

Das Abarbeiten aller Räume führt dazu, dass man sich auf die Quantität der gesehenen Objekte konzentriert, anstatt auf die Qualität der Geschichte hinter einem einzelnen Stück. Eine zehnminütige, fokussierte Betrachtung eines einzigen Goldartefakts, bei der man die filigrane Technik, die Abnutzungsspuren und die Symbolik ergründet, kann mehr über die Kultur verraten als das flüchtige Scannen von hundert ähnlichen Objekten. Die wahre Museumsbotschaft liegt oft im Detail und in den Querverbindungen, die man nur entdeckt, wenn man bereit ist, den vorgegebenen Pfad zu verlassen.

Wie Sie Museumswissen durch 3 anschließende Stadtbesuche an Originalorten verdreifachen?

Ein Museumsbesuch, so intensiv er auch sein mag, bleibt abstrakt, solange das Gesehene nicht im realen Leben verankert wird. Die Artefakte in den Vitrinen sind Zeugen einer gelebten Vergangenheit. Der wahre Erkenntnisgewinn – die Verdreifachung des Wissens – entsteht, wenn Sie nach dem Museumsbesuch gezielt die Orte aufsuchen, an denen diese Geschichte geschrieben wurde. Diese kontextuelle Vertiefung verwandelt theoretisches Wissen in eine fühlbare Erfahrung. Hier sind drei Spaziergänge, die direkt an Ihre Museumsbesuche anknüpfen.

Jeder dieser Spaziergänge fungiert als eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie beginnen, die Muster der präkolumbischen Keramiken in der modernen Handwerkskunst des Mercado Central wiederzuerkennen, die Pracht der Kaffeebarone nicht nur als Bild im Nationaltheater zu sehen, sondern in der Architektur eines ganzen Viertels zu spüren. Der Markt selbst wird von vielen als authentisches Herz der Stadt beschrieben. Ein deutscher Besucher bemerkt treffend:

Der Mercado Central ist authentisch geblieben. Hier kann man praktisch alles erhalten, was man benötigt. Auch wenn der Markt mittlerweile auch auf Touristen ausgerichtet ist, findet man trotzdem traditionelle Shops, in welchen die Einheimischen einkaufen.

– Besucherzitat, Tropenwanderer Reiseblog

3 Spaziergänge zur kontextuellen Vertiefung

  1. Vom Nationalmuseum zum Barrio Amón: Nachdem Sie im Museum die Epoche des Kaffee-Reichtums kennengelernt haben, erkunden Sie das Viertel Barrio Amón. Hier stehen die prächtigen Villen der Kaffeebarone im viktorianischen und neoklassizistischen Stil. Viele dieser historischen Gebäude beherbergen heute Hotels, Restaurants und moderne Kunstgalerien – eine perfekte Symbiose aus Alt und Neu.
  2. Vom Goldmuseum zum Mercado Central: Sie haben die meisterhaften präkolumbischen Designs bewundert. Gehen Sie nun zum zentralen Markt. Suchen Sie nach traditioneller Handwerkskunst, Keramiken und Textilien. Sie werden feststellen, wie viele der alten Muster und Formen im heutigen Kunsthandwerk weiterleben.
  3. Vom Nationaltheater zur Avenida Central: Das Theater war der Ausgangspunkt des modernen, urbanen Lebens. Folgen Sie der angrenzenden Avenida Central, der zentralen Fußgängerzone. Beobachten Sie das geschäftige Treiben und sehen Sie, wie sich der durch den Kaffee begründete Wohlstand in eine moderne, kommerzielle Metropole verwandelt hat.

Warum costa-ricanische Künstler 40% günstiger sind als vergleichbare mexikanische Talente?

Für den kunstinteressierten deutschen Sammler bietet Costa Rica eine faszinierende und oft übersehene Investitionschance. Während der lateinamerikanische Kunstmarkt oft mit Mexiko und seinen ikonischen Figuren gleichgesetzt wird, bleiben talentierte costa-ricanische Künstler preislich deutlich zugänglicher. Diese Diskrepanz hat weniger mit der Qualität der Kunst zu tun, als vielmehr mit strukturellen Marktmechanismen. Ein entscheidender Faktor ist laut dem Bundesverband Deutscher Galerien (BVDG) das „Marken-Monopol“ Mexikos.

In einem Bericht zur Markterkundung stellt der BVDG fest, dass die globale Bekanntheit von Ikonen wie Frida Kahlo und Diego Rivera einen enormen Schatten wirft, der kleinere, weniger globalisierte Kunstszenen wie die Costa Ricas verdeckt. Dieser Bekanntheitsgrad treibt die Preise für mexikanische Kunst in die Höhe. Hinzu kommen rein logistische Aspekte: Der Transport von Kunstwerken aus Mexiko nach Europa ist oft erheblich teurer als aus zentralamerikanischen Ländern, was die Gesamtkosten für Sammler weiter erhöht.

Diese Situation schafft eine bemerkenswerte Lücke für Kenner. Interessanterweise korreliert dies mit einer Entwicklung auf dem deutschen Markt. Eine Analyse der Fuchsbriefe zeigt, dass sich gerade die deutsche Mittelschicht – traditionell eine wichtige Käuferschicht – aus dem Kunstmarkt im Preissegment zwischen 5.000 und 100.000 Euro zurückgezogen hat. Genau in dieses Segment fällt ein Großteil der aufstrebenden costa-ricanischen Kunst. Für deutsche Sammler, die nach qualitativ hochwertiger, aber erschwinglicher lateinamerikanischer Kunst suchen, stellt Costa Rica somit eine strategisch kluge Alternative dar, um dem Preisdruck des mexikanischen Marktes zu entgehen und authentische Talente zu entdecken.

Welche 4 Ausgrabungsstätten repräsentieren welche präkolumbischen Kulturen Costa Ricas?

Während die Museen in San José die Artefakte bewahren, bieten die archäologischen Stätten des Landes einen Blick auf deren ursprünglichen Kontext. Obwohl es mehrere Stätten gibt, ist für Besucher mit begrenzter Zeit eine herausragragend: das Nationalmonument Guayabo. Es ist die größte und bedeutendste präkolumbische Stätte Costa Ricas, die der Öffentlichkeit zugänglich ist, und bietet einen unvergleichlichen Einblick in die komplexe Gesellschaft, die hier einst blühte.

Die immense Bedeutung von Guayabo wird durch die archäologische Analyse untermauert, die eine kontinuierliche Besiedlung über fast 2400 Jahre, von etwa 1000 v. Chr. bis 1400 n. Chr., nachweist. Auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung lebten hier schätzungsweise bis zu 10.000 Menschen. Besucher können heute die Fundamente von Rundbauten, komplexe Aquädukte, gepflasterte Wege und geheimnisvolle Petroglyphen erkunden. Guayabo repräsentiert eine hochentwickelte Zivilisation, deren Name unbekannt ist, die aber klare Einflüsse aus süd- und nordamerikanischen Kulturen zeigt.

Für deutsche Reisende, die oft mit dem Mietwagen unterwegs sind, ist Guayabo besonders attraktiv. Es bietet die seltene Gelegenheit, authentische präkolumbische Architektur inmitten eines üppigen Regenwaldes zu erleben – eine perfekte Synthese aus Kultur und Natur. Andere wichtige, aber oft schwerer zugängliche Stätten umfassen die Steinkugeln im Diquís-Delta (eine UNESCO-Welterbestätte, die die Diquís-Kultur repräsentiert) und verschiedene kleinere Fundorte im Zentraltal.

Praktische Tipps für den Besuch des Nationalmonuments Guayabo

  1. Anfahrt: Die Stätte liegt etwa 65 km von San José entfernt. Die Anfahrt über die Stadt Cartago (ca. 1 Stunde) ist die einfachste Route und gut ausgeschildert.
  2. Eintritt: Der Eintrittspreis ist mit nur 5 USD sehr moderat und unterstützt den Erhalt des Monuments.
  3. Beste Besuchszeit: Planen Sie Ihren Besuch für den frühen Morgen. Dann sind weniger Besucher vor Ort, das Licht zum Fotografieren ist besser, und die Tierwelt (Tukane, Affen) ist aktiver.
  4. Kombinationsmöglichkeit: Der Ausflug nach Guayabo lässt sich hervorragend mit einem Besuch des nahegelegenen Orosi-Tals kombinieren, das für seine atemberaubende Landschaft und seine historischen Kaffeefarmen bekannt ist.
  5. Führungen: Vor Ort werden Führungen angeboten. Für eine deutschsprachige Führung empfiehlt es sich, diese vorab über einen lokalen Reiseanbieter zu buchen, um den maximalen historischen Kontext zu erhalten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Strategische Planung übertrifft Spontaneität: Eine chronologische Museumsroute schafft ein tieferes, kohärenteres Kulturverständnis als zufällige Besuche.
  • Das 80/20-Prinzip maximiert den Lernerfolg: Die Konzentration auf wenige, aber bedeutende Meisterwerke ist bei begrenzter Zeit effektiver als das oberflächliche Betrachten aller Exponate.
  • Wissen muss verankert werden: Der wahre Erkenntnisgewinn entsteht erst durch die Verknüpfung der Museumsinhalte mit realen Orten in San José und archäologischen Stätten wie Guayabo.

Lebhafte Kunstgalerien San Josés: Zugang zur zeitgenössischen Kunstszene

Nachdem Sie die historischen Schichten Costa Ricas erkundet haben, wäre Ihre kulturelle Reise unvollständig ohne einen Einblick in die pulsierende Gegenwart. Die Kunstgalerien in Vierteln wie Barrio Amón und Barrio Escalante sind die Laboratorien, in denen die moderne Identität des Landes verhandelt wird. Hier zeigt sich ein künstlerischer Ausdruck, der tief von der nationalen Philosophie des „Pura Vida“ geprägt ist. Wie der bekannte Künstler Manuel de la Cruz González es formulierte, spiegelt sich diese Lebensfreude in der Kunst wider – oft farbenfroh, optimistisch und naturverbunden.

Die ‚Pura Vida‘-Philosophie Costa Ricas spiegelt sich in der Kunst wider – ein starker Kontrast zur oft ernsteren, politischeren Kunst anderer lateinamerikanischer Länder.

– Manuel de la Cruz González, Costa Rica: Kunst und Kultur

Diese positive Grundstimmung macht die zeitgenössische Szene Costa Ricas einzigartig und unterscheidet sie von der oft sozialkritischen oder politisch aufgeladenen Kunst in Nachbarländern. Für Sammler und Kunstliebhaber bietet sich hier die Chance, Werke zu entdecken, die eine universelle und zugängliche Sprache sprechen.

Die aktuelle wirtschaftliche Lage eröffnet zudem besondere Möglichkeiten. Wie Berichte zeigen, verzeichnete Costa Rica zuletzt einen Rückgang von 15% bei den Touristenzahlen im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung stellt für Künstler, deren Einkommen oft vom Tourismus abhängt, eine Herausforderung dar. Für den bewussten Käufer bedeutet dies jedoch eine doppelte Chance: die Möglichkeit, authentische Kunst zu fairen Preisen zu erwerben und gleichzeitig die lokale Kreativszene in einer wirtschaftlich angespannten Zeit direkt zu unterstützen. Ein Galeriebesuch wird so nicht nur zu einem ästhetischen Genuss, sondern auch zu einem Akt der nachhaltigen Kulturförderung.

Das Eintauchen in diese Szene ist der letzte, aber entscheidende Schritt, um die kulturelle Reise durch Costa Rica abzurunden und die Brücke von der Vergangenheit in die lebendige Gegenwart zu schlagen.

Beginnen Sie nun mit der Planung Ihrer persönlichen Kultur-Expedition durch Costa Rica. Betrachten Sie Ihren Reiseplan nicht als Logistik, sondern als das Skript für Ihre eigene Entdeckungsgeschichte, die weit über das bloße Betrachten von Gold und Jade hinausgeht.

Geschrieben von Katharina Fischer, Katharina Fischer ist Kunsthistorikerin (Dr. phil.) mit Spezialisierung auf lateinamerikanische Gegenwartskunst und traditionelles Kunsthandwerk, seit 12 Jahren als Kuratorin und Kunstmarkt-Beraterin tätig. Sie organisiert Kunstausstellungen, bewertet zeitgenössische Werke und vermittelt zwischen europäischen Sammlern und zentralamerikanischen Künstlern.