
Fühlen Sie sich von der Intensität tropischer Früchte oft überfordert? Der Schlüssel zum Genuss liegt nicht im zufälligen Probieren, sondern im systematischen Training Ihres Gaumens. Dieser Leitfaden zeigt Ihnen, wie Sie durch den Aufbau von „Geschmacksbrücken“ zu bekannten europäischen Aromen eine völlig neue Welt des Geschmacks erschließen und exotische Früchte mit der Sicherheit eines Kenners genießen können.
Die überwältigende Vielfalt auf einem tropischen Markt kann selbst für erfahrene deutsche Genussmenschen eine Herausforderung sein. Farben, Formen und Gerüche, die in unserer heimischen Aromen-Bibliothek kaum Referenzpunkte finden. Man greift vielleicht zu einer bekannten Mango, doch selbst diese schmeckt vor Ort oft anders – intensiver, komplexer, manchmal sogar befremdlich. Viele Ratgeber beschränken sich darauf, Früchte aufzulisten oder einfache Rezepte vorzuschlagen. Doch dies umgeht das eigentliche Hindernis: Unser europäisch geprägter Gaumen ist auf ein bestimmtes Spektrum von Süße, Säure und Texturen trainiert. Tropische Früchte sprengen diesen Rahmen oft radikal.
Die Enttäuschung ist dann vorprogrammiert: Eine Frucht schmeckt zu säuerlich, eine andere hat eine ungewohnt cremige, fast breiige Textur, und wieder eine andere verströmt ein parfumartiges Aroma, das wir eher mit Kosmetik als mit Lebensmitteln verbinden. Doch was wäre, wenn die Lösung nicht darin bestünde, diese intensiven Noten zu überdecken, sondern sie gezielt verstehen und schätzen zu lernen? Wenn der wahre Genuss in der bewussten Erweiterung unseres sensorischen Horizonts liegt? Genau hier setzt dieser Ansatz an. Es geht nicht darum, alles zu mögen, sondern darum, die Fähigkeit zu entwickeln, Komplexität zu entschlüsseln und Qualität zu erkennen.
Dieser Artikel ist Ihre persönliche Geschmacksschule. Wir werden nicht nur Früchte beschreiben, sondern Ihnen eine Methodik an die Hand geben. Sie lernen, warum Ihr Gaumen so reagiert, wie Sie ihn schrittweise an neue Profile gewöhnen, wie Sie Reife und Frische zielsicher beurteilen und wie Sie durch clevere Kombinationen mit vertrauten Zutaten geschmackliche Brücken bauen. So wird aus der Reise ins Ungewisse eine strukturierte und genussvolle Entdeckungstour.
Um Ihnen eine klare Struktur für diese kulinarische Entdeckungsreise zu bieten, folgt nun eine Übersicht der Themen, die wir behandeln werden. Jede Etappe baut auf der vorherigen auf und führt Sie tiefer in die Kunst der tropischen Sensorik ein.
Inhalt: Der Leitfaden zur tropischen Geschmackswelt
- Warum schmecken tropische Früchte für Deutsche oft extremer als für Einheimische?
- Wie gewöhnen Sie Ihren Gaumen in 7 Tagen an intensive tropische Geschmacksprofile?
- Welche tropische Frucht zuerst probieren für sanften Einstieg in neue Geschmackswelten?
- Wie Sie in 3 Sekunden erkennen, ob eine tropische Frucht perfekt reif oder ungenießbar ist?
- Wie Sie tropische Früchte mit 5 europäischen Zutaten kombinieren für vertrauten Geschmack?
- Wie Sie unter 20 unbekannten Früchten die 8 geschmacklich lohnendsten identifizieren?
- Wie erkennen Sie in 20 Sekunden an 5 Merkmalen, ob der Fisch für Ceviche frisch genug ist?
- Frisches Ceviche an der Küste: Sicherer Genuss von rohen Meeresfrüchten in den Tropen
Warum schmecken tropische Früchte für Deutsche oft extremer als für Einheimische?
Die Antwort liegt in unserer sensorischen Prägung, unserer persönlichen „Aromen-Bibliothek“. Ein deutscher Gaumen ist seit der Kindheit auf die Geschmacksprofile von Äpfeln, Birnen, Beeren oder Steinobst trainiert. Diese Früchte bewegen sich meist in einem vertrauten Spektrum von Süße und Säure. Tropische Früchte hingegen führen oft völlig neue Aromadimensionen ein. Eine Cherimoya zum Beispiel wird oft als eine Mischung aus Ananas, Litschi und Erdbeere beschrieben – eine Kombination, für die unser Gehirn keine direkte Referenz hat. Das Ergebnis: Der Geschmack wird als „extrem“ oder „seltsam“ eingestuft, einfach weil er unkategorisierbar ist.
Dazu kommt der Faktor der Verfügbarkeit und des Reifegrads. Während in Deutschland jährlich beachtliche Mengen exotischer Früchte importiert werden, wie die fast 97.000 Tonnen Mangos im Jahr 2020, handelt es sich oft um Sorten, die für lange Transportwege gezüchtet wurden. Sie werden unreif geerntet und reifen nach, entwickeln dabei aber selten die volle Komplexität ihres Aromas. Eine sonnengereifte Frucht direkt vom Baum hat eine viel höhere Konzentration an flüchtigen Aromastoffen, was die Intensität für einen ungeübten Gaumen potenziert.
Einheimische sind von klein auf an diese intensiven Profile gewöhnt. Ihr Gehirn hat gelernt, die Aromen zu dekodieren und als angenehm zu bewerten. Für uns als Besucher ist es ein sensorischer Sprung ins kalte Wasser. Anstatt uns jedoch entmutigen zu lassen, können wir diesen Unterschied als Ausgangspunkt für ein bewusstes Gaumen-Training betrachten. Es geht darum, unsere persönliche Aromen-Bibliothek gezielt um neue, spannende Kapitel zu erweitern.
Wie gewöhnen Sie Ihren Gaumen in 7 Tagen an intensive tropische Geschmacksprofile?
Ein systematischer Ansatz ist der Schlüssel, um den Gaumen nicht zu überfordern, sondern ihn schrittweise zu schulen. Dieses 7-Tage-Programm basiert auf dem Prinzip der sensorischen Eskalation: Sie beginnen mit milderen, zugänglicheren Aromen und steigern sich langsam zu den komplexeren Profilen. Die Kombination mit vertrauten deutschen „Brücken-Zutaten“ hilft dabei, eine Verbindung zum Bekannten herzustellen und die Akzeptanz zu erhöhen.
Der Plan ist einfach strukturiert und lässt sich leicht im Urlaub oder zu Hause umsetzen. Er konzentriert sich auf Früchte, die relativ leicht verfügbar sind und unterschiedliche Stufen der geschmacklichen Intensität repräsentieren. Sehen Sie es als ein Trainingsprogramm für Ihre Geschmacksknospen.
Die folgende Tabelle dient Ihnen als Leitfaden für Ihre kulinarische Trainingswoche. Sie schlägt für jeden Schritt eine Frucht, deren typisches Geschmacksprofil und eine passende europäische Zutat vor, die als „Geschmacksbrücke“ fungiert. Laut einer Analyse verschiedener Fruchtprofile ist diese graduelle Steigerung besonders effektiv.
| Tag | Frucht | Geschmacksprofil | Deutsche Brücken-Zutat |
|---|---|---|---|
| 1-2 | Ananas | Süß-saurer Geschmack | Quark oder Joghurt |
| 3-4 | Mango | Süß, mild-exotisch | Vollkornbrot |
| 5-6 | Papaya | Mild-süß, weich | Haferflocken |
| 7 | Maracuja | Intensiv säuerlich | Sahne oder Schmand |
Beobachten Sie bei jedem Schritt bewusst Ihre Reaktion. Welche Aromen erkennen Sie? Erinnert Sie der Geschmack an etwas Vertrautes? Notieren Sie Ihre Eindrücke. Dieses bewusste Verkosten ist der Kern des Gaumen-Trainings und verwandelt eine einfache Mahlzeit in eine lehrreiche sensorische Erfahrung.
Welche tropische Frucht zuerst probieren für sanften Einstieg in neue Geschmackswelten?
Der erste Schritt in eine neue Geschmackswelt sollte ermutigend und nicht abschreckend sein. Als Sensoriktrainerin empfehle ich, mit Früchten zu beginnen, deren Geschmacksprofil zwar exotisch ist, aber dennoch Anknüpfungspunkte zu unserer europäischen Aromen-Bibliothek bietet. Es geht darum, eine positive erste Erfahrung zu schaffen, die Lust auf mehr macht. Die Wahl der richtigen „Einsteigerfrucht“ ist daher von entscheidender Bedeutung.
Hier sind drei Empfehlungen, gestaffelt nach Schwierigkeitsgrad, die einen sanften und doch spannenden Einstieg ermöglichen:
- Leicht zugänglich: Die Mango. Obwohl sie als Inbegriff der Tropen gilt, ist ihr Geschmacksprofil für die meisten Deutschen bereits annehmbar. Ihr Aroma ist herbsüß und manchmal leicht harzig, was eine interessante, aber nicht überfordernde Komplexität schafft. Eine reife Mango ist eine sichere und köstliche Wahl für den Anfang.
- Für Fortgeschrittene: Die Physalis (Kapstachelbeere). Ihr großer Vorteil ist die geschmackliche Verwandtschaft zu heimischen Früchten. Der Geschmack ist angenehm säuerlich und erinnert entfernt an unsere Stachelbeeren. Diese vertraute Säurenote dient als perfekte Geschmacksbrücke und erleichtert die Akzeptanz.
- Für Abenteurer: Die Schwarze Sapote. Diese Frucht ist ein Paradebeispiel für eine sensorische Überraschung. Ihr Fruchtfleisch sieht nicht nur aus wie Schokoladenpudding, es schmeckt auch verblüffend ähnlich. Diese unerwartete Verbindung von tropischer Frucht und vertrautem Dessert-Geschmack ist faszinierend und macht neugierig, obwohl die weiche, puddingartige Textur anfangs gewöhnungsbedürftig sein kann.
Beginnen Sie mit der Mango und arbeiten Sie sich langsam vor. Dieser gestaffelte Ansatz verhindert eine sensorische Überlastung und baut schrittweise Ihr Vertrauen in neue Geschmackserlebnisse auf. Jeder Bissen erweitert Ihre persönliche Aromen-Bibliothek und schult Ihre Fähigkeit, Nuancen zu erkennen.
Wie Sie in 3 Sekunden erkennen, ob eine tropische Frucht perfekt reif oder ungenießbar ist?
Nichts ist enttäuschender als der Biss in eine unreife, fade oder eine überreife, fermentierte tropische Frucht. Anders als bei heimischem Obst, bei dem wir uns oft auf die Farbe verlassen können, sind die Reifezeichen bei Exoten vielfältiger und für Laien schwerer zu deuten. Die gute Nachricht: Mit etwas Übung können Sie die drei wichtigsten Sinne – Tasten, Riechen und Sehen – schärfen, um den perfekten Reifegrad sekundenschnell zu bestimmen.
Der Drucktest ist oft die zuverlässigste Methode. Eine perfekt reife Frucht wie eine Mango, Papaya oder Avocado gibt auf sanften Daumendruck leicht nach, ähnlich wie ein reifer Pfirsich. Ist sie steinhart, ist sie unreif. Fühlt sie sich matschig an oder hinterlässt der Daumen eine tiefe Delle, ist sie überreif. Auch der Geruchstest ist entscheidend: Eine reife Frucht verströmt am Stielansatz einen süßen, aromatischen Duft. Riecht sie nach nichts, ist sie unreif. Ein säuerlicher oder alkoholischer Geruch deutet auf Gärung hin.
Die Farbe kann, wie in der folgenden Matrix dargestellt, ein hilfreicher Indikator sein, aber sie sollte immer in Kombination mit den anderen Tests bewertet werden. Eine vergleichende Analyse von Reifemerkmalen zeigt, wie wichtig ein mehrdimensionaler Check ist.
| Frucht | Unreif | Perfekt reif | Überreif |
|---|---|---|---|
| Ananas | Grün, hart | Grün mit gelblichen Tönen, Blätter lassen sich leicht auszupfen | Braun, weich |
| Mango | Hart, grün | Gelb-orange, gibt auf Druck nach | Dunkelbraune Flecken |
| Papaya | Grün, fest | Gelb-orange, leicht weich | Sehr weich, braune Stellen |
| Kaki | Hart, hellgelb | Weich, niedriger Gerbstoffanteil, nicht bitter | Sehr weich, dunkel |
| Passionsfrucht | Glatt, grün | Purpur- bis rotviolettfarben, leicht schrumpelig | Sehr runzlig, eingetrocknet |
Ein besonderer Fall ist die Passionsfrucht (Maracuja): Hier ist eine schrumpelige Schale ein Zeichen für optimale Reife und höchste Süße, während eine glatte Schale auf eine unreife, sehr saure Frucht hindeutet. Das Meistern dieser schnellen Checks ist die wichtigste Fähigkeit für jeden, der tropische Früchte wirklich genießen möchte.
Wie Sie tropische Früchte mit 5 europäischen Zutaten kombinieren für vertrauten Geschmack?
Die cleverste Methode, um eine Brücke zwischen exotischen und vertrauten Aromen zu schlagen, ist die gezielte Kombination mit bekannten Zutaten. Diese „Geschmacksbrücken“ mildern extreme Spitzen, balancieren intensive Säure oder Süße aus und machen ungewohnte Texturen zugänglicher. Als Sensoriktrainerin sehe ich hier enormes Potenzial, den Genuss für den deutschen Gaumen zu maximieren. Es geht nicht darum, den Eigengeschmack zu überdecken, sondern ihn harmonisch einzubetten.
Der psychologische Effekt ist nicht zu unterschätzen: Das vertraute Element – sei es ein cremiger Quark oder ein herzhafter Schinken – gibt dem Gehirn einen Ankerpunkt. Von diesem sicheren Hafen aus kann es sich neugierig auf das neue Aroma einlassen. Diese Technik ist besonders wirksam bei Früchten mit sehr intensivem oder saurem Profil.

Die folgenden fünf Kombinationen sind bewährte Klassiker, die in der deutschen Küche hervorragend funktionieren und als Ausgangspunkt für Ihre eigenen Experimente dienen können:
- Maracuja + Sahne/Schmand: Die intensive, fast aggressive Säure der Maracuja wird durch das Fett der Sahne oder des Schmands perfekt abgefedert. Das Fett umhüllt die Geschmacksknospen und sorgt für ein rundes, cremiges Mundgefühl, das die fruchtige Explosion balanciert.
- Mango + Rohschinken: Was bei der Honigmelone mit Schinken funktioniert, klappt auch wunderbar mit einer reifen, süßen Mango. Die süß-salzige Kombination ist ein Klassiker, der die fruchtige Süße der Mango durch einen herzhaften Kontrapunkt noch betont.
- Papaya + Pumpernickel: Hier trifft eine weiche, fast buttrige Textur auf einen festen, kernigen Biss. Die milde Süße der Papaya harmoniert erstaunlich gut mit den leicht malzigen Röstaromen des Pumpernickels. Eine Kombination, die besonders das Textur-Erlebnis in den Vordergrund stellt.
- Ananas + Minze: Die frischen, ätherischen Noten der Minze bauen eine aromatische Brücke zur süß-sauren Ananas. Die Kräuterfrische macht den Geschmack der Ananas leichter und bekömmlicher und erinnert an heimische Sommerdesserts.
- Guave + Quark: Die Guave besitzt ein sehr parfümartiges, intensives Aroma, das an eine Mischung aus Erdbeere, Birne und Limette erinnert. Ein neutraler, leicht säuerlicher Speisequark fängt diese Intensität auf, ohne sie zu erdrücken, und sorgt für eine cremige, vertraute Basis.
Wie Sie unter 20 unbekannten Früchten die 8 geschmacklich lohnendsten identifizieren?
Ein überladener Marktstand in den Tropen kann lähmend wirken. Welche der vielen unbekannten Früchte ist die Mühe und das Geld wert? Anstatt wahllos zu probieren, können Sie eine strategische Auswahl treffen, indem Sie nach dem „Geschmacks-ROI“ (Return on Investment) gehen. Dabei bewerten Sie eine Frucht nicht nur nach ihrem Geschmack, sondern auch nach der Einfachheit der Zubereitung und dem lokalen Preis-Leistungs-Verhältnis.
Der erste und einfachste Trick ist, die Einheimischen zu beobachten. Welche Früchte landen in den Körben lokaler Familien? Dies sind in der Regel die Sorten, die gerade Saison haben, am besten schmecken und ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Vertrauen Sie dem Schwarmwissen derer, die es am besten wissen müssen. Trauen Sie sich auch, die Verkäufer direkt anzusprechen. Ein einfacher Satz auf Spanisch wie „¿Cuál es más dulce, no tan ácido?“ (Welche ist süßer, nicht so sauer?) kann Ihnen wertvolle, ehrliche Empfehlungen einbringen.
Priorisieren Sie Früchte, die keine aufwendige Vorbereitung erfordern. Früchte wie Litschis, Rambutan oder Physalis lassen sich leicht schälen und direkt essen. Komplexere Früchte wie die Jackfrucht oder Durian erfordern mehr Aufwand und Wissen bei der Verarbeitung und sind daher eher für Fortgeschrittene geeignet. Ein hoher Geschmacks-ROI bedeutet, maximalen Genuss mit minimalem Aufwand zu erzielen.
Achten Sie auf lokale Sorten. Oft gibt es von bekannten Früchten wie Mangos oder Bananen dutzende lokale Varianten, die nie exportiert werden und einzigartige Geschmacksprofile aufweisen. Fragen Sie nach der „Mango de la región“ oder probieren Sie verschiedene Bananensorten (rote, kleine Fingerbananen etc.). Hier verbergen sich oft die wahren kulinarischen Schätze.
Wie erkennen Sie in 20 Sekunden an 5 Merkmalen, ob der Fisch für Ceviche frisch genug ist?
Ceviche, der in Limettensaft „gegarte“ rohe Fisch, ist ein kulinarisches Highlight an den Küsten Lateinamerikas. Für den deutschen Gaumen, der an höchste Lebensmittelsicherheitsstandards gewöhnt ist, birgt der Genuss von rohem Fisch in den Tropen jedoch eine gewisse Unsicherheit. Die absolute Frische des Fisches ist hier keine Frage des Geschmacks, sondern der Sicherheit. Glücklicherweise lässt sich die Qualität mit einem geschulten Blick und einer geübten Nase in Sekundenschnelle überprüfen.
Grundsätzlich ist die Sorge vor Schadstoffen oft geringer als gedacht. Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zeigt, dass die aufgenommene Menge an Methylquecksilber bei durchschnittlichem Verzehr weit unter den Grenzwerten liegt. Die eigentliche Gefahr geht von bakterieller Zersetzung bei mangelnder Frische aus. Die folgende Checkliste ist Ihr wichtigstes Werkzeug, um die Eignung eines Fisches für Ceviche zu beurteilen.
Ihr 5-Punkte-Frischecheck für Ceviche-Fisch
- Augen-Check: Die Augen des Fisches müssen absolut klar, prall und glänzend sein, als ob er Sie direkt ansieht. Trübe, eingefallene oder milchige Augen sind ein sofortiges K.o.-Kriterium.
- Drucktest: Drücken Sie mit dem Finger fest auf das Fischfleisch. Es muss fest und elastisch sein und sofort in seine ursprüngliche Form zurückfedern. Bleibt eine Delle, ist der Fisch nicht mehr frisch.
- Geruchsanalyse: Frischer Fisch riecht niemals „fischig“. Er sollte einen sauberen, neutralen Geruch nach Meer, Jod oder Seetang haben. Jeder unangenehme, stechende oder ammoniakartige Geruch ist ein Warnsignal.
- Kiemen-Check: Heben Sie die Kiemendeckel an. Die Kiemen darunter müssen leuchtend rot und feucht sein. Blasse, bräunliche, gräuliche oder mit Schleim überzogene Kiemen deuten auf ältere Ware hin.
- Filetqualität: Wenn Sie ein Filet kaufen, achten Sie auf eine glänzende, fast durchscheinende Oberfläche. Es sollte fest zusammenhalten und keine trockenen oder verfärbten Ränder aufweisen. Laut BfR weisen Fischfilets in der Regel auch geringere Ciguatoxin-Gehalte auf als Innereien.
Wenn ein Fisch auch nur einen dieser fünf Tests nicht besteht, ist er für den Rohverzehr tabu. Kaufen Sie Ihren Fisch für Ceviche am besten morgens direkt am Hafen oder auf einem Markt, dem Sie vertrauen. Ein guter Verkäufer wird stolz darauf sein, Ihnen die Frische seiner Ware anhand dieser Merkmale zu demonstrieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Wahrnehmung tropischer Aromen ist erlernt; ein europäischer Gaumen braucht Training, um die Komplexität zu schätzen.
- Ein systematischer Ansatz durch „sensorische Eskalation“ und „Geschmacksbrücken“ ist effektiver als zufälliges Probieren.
- Die korrekte Bestimmung des Reifegrads und der Frische ist die entscheidende Fähigkeit für maximalen und sicheren Genuss.
Frisches Ceviche an der Küste: Sicherer Genuss von rohen Meeresfrüchten in den Tropen
Die deutsche Kultur ist von einem tiefen Vertrauen in die Lebensmittelsicherheit geprägt. Eine aktuelle QS-Studie zeigt, dass 89 Prozent der Befragten die Lebensmittel in Deutschland als (sehr) sicher empfinden. Dieses hohe Sicherheitsbewusstsein reist mit und führt verständlicherweise zu einer gewissen Skepsis gegenüber rohen Produkten in tropischen Ländern, insbesondere bei Fisch und Meeresfrüchten.
Die gute Nachricht ist: Ceviche ist bei korrekter Zubereitung ein sehr sicheres Gericht. Der Prozess ist mehr als nur Marinieren; es ist eine chemische Denaturierung. Die intensive Säure des Limettensafts verändert die Proteinstruktur des Fisches auf eine Weise, die dem Garen durch Hitze ähnelt. Man kann diesen Prozess mit dem Salzen von Matjes in Norddeutschland vergleichen – beides sind bewährte, traditionelle Konservierungsverfahren, die auf biochemischen Prinzipien beruhen. Die Säure schafft zudem ein Milieu, in dem sich viele Bakterien nur schwer vermehren können.
Die größte verbleibende Gefahr sind nicht Bakterien, sondern natürliche Toxine wie Ciguatoxine, die sich in der Nahrungskette anreichern können. Diese werden durch die Säure nicht zerstört. Besonders betroffen sind küstennah lebende Raubfische wie Barrakudas, Makrelen oder große Zackenbarsche. Seriöse Restaurants und Cevicherias meiden diese Fischarten daher für den Rohverzehr und greifen auf sicherere Alternativen wie Corvina (ein Adlerfisch) oder Dorado (Goldmakrele) zurück. Fragen Sie im Zweifel immer nach, welcher Fisch verwendet wird.
Der sicherste Genuss ergibt sich aus der Kombination von eigenem Wissen und dem Vertrauen in die richtige Quelle. Wenden Sie Ihren 5-Punkte-Frischecheck an, bevorzugen Sie gut besuchte, saubere Lokale und meiden Sie zweifelhafte Angebote. So können Sie diese tropische Delikatesse mit gutem Gewissen und vollem Genuss erleben, als eine perfekte Synthese aus frischem Produkt und cleverer, traditioneller Zubereitungskunst.
Beginnen Sie noch heute Ihre persönliche Geschmacksreise. Der nächste Schritt besteht darin, das Gelernte in die Praxis umzusetzen und Ihre Sinne bewusst für die faszinierende Welt der tropischen Aromen zu öffnen.
Häufige Fragen zu tropischen Früchten
Warum schmecken Passionsfrüchte so intensiv?
Die Passionsfrucht erzeugt durch ihre erfrischende Saftigkeit ein wahres tropisches Feuerwerk am Gaumen. Sie kombiniert süße, exotische Aromen mit einer milden, aber präsenten Säure, was zu einem sehr konzentrierten und vielschichtigen Geschmackserlebnis führt.
Welche Textur ist für Deutsche am gewöhnungsbedürftigsten?
Oft ist es das goldorangene, geleeartige Fruchtfleisch mit den kleinen, schwarzen, knusprigen Kernen, wie man es bei der Passionsfrucht findet. Diese Kombination aus weich, glitschig und gleichzeitig knusprig hat in der deutschen Küche kaum ein Äquivalent und stellt für viele eine sensorische Herausforderung dar.
Wie erkennt man den optimalen Reifegrad generell?
Zwei allgemeingültige Merkmale sind der Drucktest und der Geruch. Bei den meisten Früchten gibt die Schale auf sanften Druck leicht nach, wenn sie reif ist. Zusätzlich verströmt eine reife Frucht, besonders am Stielansatz, einen intensiven, süßen und aromatischen Duft.